»das Dorf im Dorf«

Das Haus Erler entsprach einer Bauaufgabe, die wohl immer noch als eine der typischsten, sowie profansten Aufgaben für Architekten verstanden werden kann. Die schlichte Erstellung eines Familienhauses mit Nebengebäude inmitten eines Dorfes. Fasziniert von Dorfstrukturen, die ihrem Maßstab entsprechend eine interessante Ausbildung von Gemeinschaft und Öffentlichkeit aufweisen, wurden Dorfplätze, Hoftypologien von Bauernhäusern dieser Region, Wegräume in die Landschaft und die scheinbar zufällige Komposition von Nachbarschaften zur entwerferischen Motivation.
Der Entwurf versteht sich somit nicht als ein Gebäude, sondern als ein Ensemble aus räumlichen Situationen. Diese Situationen sind vielseitig lesbar und erzeugen Qualitäten, die sich den Bewohnern, wie auch den Passanten erschließen. Der Carport wird zum überdachten Eingangsraum an der Straße und bildet den Auftakt für den Zugang in das Wohnhaus. Der von den Einzelbauten umschlossene Platz wird zum Hofraum und Zentrum des Familienlebens. Hier werden Feste gefeiert, die Pflanztröge mit Brunnenwasser versorgt und die Landschaft genossen, in die sich der Hofraum auf einer Seite hin öffnet. Wiederum kann man den Hof auch als Platz verstehen, auf dem die einzelnen Gebäude zum Stehen kommen und eine Nachbarschaft miteinander eingehen. Dieses Gegenüber spiegelt sich auch in der Ausgestaltung der Fassaden wieder. Zum einen sind die Fassaden am Platz überhöht und zum anderen über ihr Relief und einer Vielzahl von Ornamenten als Platzfassaden wirksam.
Die Grundrisse sind einfach, versuchen aber über die präzise Ordnung die räumlichen Qualitäten des Hofes und ihre Nachbarschaft auch innenräumlich erlebbar zu machen. Der Hauptraum des Wohnhauses orientiert sich dabei ebenfalls auf den zentralen Platz und findet im kleinen Werkstattgebäude sein räumliches Gegenüber. Die kräftigen Pfeiler der Fassade verdeutlichen den markanten Übergang vom Innen zum Außenraum.

 

 

 

 

Direktauftrag
2015–2020

Fotos
Philip Heckhausen